Rezensionen – Buchbesprechungen

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Hit  Radio Kirche 30.04.2010

Radio ffn vom 25.04.2010

Radio ffn vom 30.04.2010


Buch „Anton Praetorius“


Frankfurter Rundschau – 07. September 2002-Seite 35: Rhein-Main und Hessen
Artikel von Jörg Anderson

Vom mutigen Einsatz gegen die Hexenverfolgung. Eine Biographie beschreibt die Rolle, die der reformierte Geistliche Anton Praetorius gespielt hat / Verdächtiger Frau das Leben gerettet

In Hessen predigte vor vier Jahrhunderten einer der ersten Mahner gegen die Hexenverfolgung. Beispiellos befreite der reformierte Geistliche eine Frau aus der Folterkammer. Jetzt erinnert eine Biographie an den zwischenzeitlich fast in Vergessenheit geratenen Anton Praetorius.

BIRSTEIN

Praetorius kam 1560 im westfälischen Lippstadt als Anton Schulze zur Welt. Schon während seiner Ausbildung war er Zeuge von so genannten Hexenfolterungen. Das Leben des Lehrers, der seinen Namen zeitgemäß lateinisierte, war frühzeitig von Leid geprägt. Er verlor eine Verlobte und drei Ehefrauen durch frühen Tod. Die elf Kinder, die sie ihm schenkten, starben allesamt sehr früh, selbst sein ältester Sohn Johannes wurde nur 27 Jahre alt. Über Kamen verschlug es Anton Praetorius 1596 nach Hessen, wo er vom Grafen von Ysenburg-Büdingen nach Offenbach berufen wurde. Doch die Gemeinde wehrte sich vehement gegen die Einführung eines reformierten Pfarrers, und Praetorius kam nach Isenburg-Birstein. 1597 gilt als der Wendepunkt in seinem Leben, betont Hartmut Hegeler, der das Lebenswerk des evangelischen Pfarrers auf 264 Seiten aufgezeichnet hat. Im Dorf Muschenheim heiratete Praetorius die Pfarrerstochter Sybille. Im benachbarten Lich lernte er auch Nikolaus Erbenius kennen, der den Mut aufbrachte, sein vor genau 400 Jahren erstmals unter seinem Namen erschienenes Werk „Gründlicher Bericht von Zauberey und Zauberern“ zu drucken und verlegen.

Der unscheinbare Titel täuscht über die Bedeutung des Buches hinweg. Es ist eines der ersten, das in aller Deutlichkeit die Hexenprozesse und ihre Menschenrechtsverletzung anprangert. Praetorius´ Glaube und die Zivilcourage sind nicht nur für die damalige Zeit außergewöhnlich. Für Autor Hegeler, Kreiskirchenpfarrer in Unna, sollten sie „Anstoß geben für eine glaubwürdige christliche Stellungnahme zu den Hexenverfolgungen“ – ein Beitrag für die kirchliche „Dekade zur Überwindung von Gewalt“.

„Alles Wetter kommt von Gott zum Segen oder zur Strafe nach seiner Gerechtigkeit und mag den Hexen nichts davon zugeschrieben werden.“ 1629, als posthum die vierte und letzte Auflage seines 380-seitigen Werkes erscheint, liegen Theologen aller Konfessionen über diese Zeilen im Disput. Angesichts einer Klimakatastrophe mit verheerenden Erntefolgen hat die Hexenverfolgung mit unmenschlichen Folterprozessen und unzähligen Hinrichtungen ihren Höhepunkt erreicht. Da zugleich der Widerstand in der Bevölkerung wächst, stoßen die mutigen Mahnrufe auf wachsendes Interesse. Hegeler: „Geradezu revolutionär trug Praetorius lange vor dem weit bekannteren Jesuiten Friedrich Spee von Langenfeld einen erheblichen Anteil zur späteren Überwindung deer Hexenverfolgung bei.“Dass Zauberei existiert, stand für den reformierten Praetorius (1560-1613) außer Zweifel. Alleine werde sie von Gott bestraft, rechtfertige aber nicht die Todesstrafe durch weltliche Gerichte. „Bis heute einzigartig“ ist laut Hegeler eine Überlieferung aus Birstein (Main-Kinzig-Kreis). Am 4.Mai 1597 forderte Praetorius, alarmiert von den Dorfbewohnern, offen und mit Nachdruck das Ende eines Hexenprozesses und bewahrte eine Frau vor weiteren Folterqualen. „Weil der Pfarrer allhie hefftig dawieder gewesen, als man die Weiber peinigte, also ist es diesmal deßhalben unterlassen worden“, ist in den Notizen des Schreibers der gräflichen Kanzlei nachzulesen.

Nach seinem mutigen Einsatz wird Praetorius vom wütenden Grafen umgehend entlassen. In Laudenbach an der Bergstrasse findet er Unterschlupf und später seine letzte Ruhestätte. Bis 1598 verfasst er dort die letzten Manuskripte für sein engagiertes Buch, das zunächst unter Pseudonym erscheint. „Dass ich meinen Namen nicht genannt habe, ist wohlweislich geschehen, dieweil es in unseren trübseligen Zeiten mehr denn gefährlich ist, die Obrigkeiten und Richter anzutasten und den Fürsprecher für Hexen und Unholde zu machen…“, schreibt er später.

Das vom hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst unterstützte Buch „Anton Praetorius – Kämpfer gegen Hexenprozesse“ ist im Eigenverlag erschienen und als Paperback (ISBN 3-00-009225-0) direkt beim Autor Hartmut Hegeler, Sedanstraße 37, in 59427 Unna, Tel. 02303-53051 (ed.be1713121142w@rel1713121142egeh.1713121142tumtr1713121142ah1713121142) zu beziehen.

Bildunterschrift: Hexenwahn und christliche Symbole: Ein Pfarrer aus dem 16.Jahrhundert ist früh gegen den Wahn angegangen.


FAZ, 23.10.02, S.52, Nr. 246

Hartmut Hegeler: „Praetorius, Kämpfer gegen Hexenprozesse“

Vier Frauen die Folter erspart

Nur zwei Jahre, von 1596 bis 1598, war er Pfarrer in Birstein im Vogelsberg. Graf Wolfgang Ernst von Ysenburg-Büdingen hatte ihn persönlich an seinen Hof geholt, weil er dringend Unterstützung bei der Einführung des reformierten Glaubens innerhalb seines Verantwortungsbereichs benötigte. Aber Anton Praetorius verfaßte nicht nur einen neuen Katechismus und schrieb ein Loblied auf seinen Förderer, sondern er schritt auch höchstpersönlich ein, als vier Frauen aus dem nahen Rinderbügen als Hexen angeklagt wurden und unter Folter zu einem Geständnis gebracht werden sollten.

Das war zu dieser Zeit ein mehr als mutiges Verhalten. Denn außer dem Arzt Johannes Weyer, und der hatte einen mächtigen Unterstützer im Hintergrund, hatte es bis dahin noch niemand gewagt, öffentlich gegen ein Verfahren zu protestieren, mit dessen Hilfe man Schuldige suchte für unberechenbares Wetter, schlechte Ernten, massenhaftes Viehsterben und Seuchen. Und auch Praetorius‘ Tage im ehrenvollen Amt eines Hofpredigers waren nach diesem Vorfall gezählt.

Im 170 Kilometer entfernten Laudenbach an der Bergstraße fand er eine neue Pfarrstelle und konnte sich, nun einem weniger strengen Herrn unterstellt, wieder einigermaßen sicher fühlen. Er nützte diese Ruhe, um endlich seinen ,,Gründlichen Bericht über Zauberei und Zauberer“ zu Ende zu schreiben. In ihm versucht er mit Hilfe theologischer Argumente nachzuweisen, daß es eine Teufelssekte, der Hexen damals angeblich angehören sollten, in dieser Form gar nicht gibt. Dieses Buch, das insgesamt vier Auflagen erlebte, und der spätere, anfangs anonym veröffentlichte Band des Jesuiten Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635) sind mit die wichtigsten Auslöser eines Umdenkens, das endlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu einem Ende der Prozesse führte. Wer war dieser Mann, über den man heute nur noch sehr wenig weiß? Geboren 1560 im westfälischen Lippstadt und gestorben 1613 in Laudenbach am Odenwald, hat er dennoch auch schon zu seiner Zeit einiges Aufsehen erregt.

Der in Unna lebende Religionspädagoge Hartmut Hegeler ist seinen Spuren gefolgt und hat das Ergebnis seiner Recherchen in einem Buch veröffentlicht. Seine Schilderungen gewähren einen Einblick nicht nur in die Gedankenwelt der Menschen unterschiedlicher sozialer Schichten des ausgehenden 16. Jahrhunderts, sie zeigen auch alltägliche Nöte und Ängste jener Zeitgenossen.

Kernstück sind zehn fiktive Gespräche, in denen Praetorius mit verschiedenen, zumeist vertrauten Personen seiner Umgebung spricht und dabei immer wieder beteuert Hier geht es um Wehrlose, die der Hexerei bezichtigt werden. Vorwürfe, die vor allem in der Phantasie der Ankläger existieren. Was der Autor dabei ebenso erreichen möchte: eine offizielle Stellungnahme auch der evangelischen Kirche zu den Hexenprozessen und ihrer unrühmlichen Rolle, die sie dabei gespielt hat -etwas Ähnliches liegt bereits von katholischer Seite für das Länd Bayern vor -, oder zumindest eine Gedenktafel für einen mutigen Prediger, dem das eigene Gewissen und das Leid unschuldiger Menschen wichtiger waren als seine persönliche Unversehrtheit. Entsprechende Kontakte hat er bereits geknüpft. HEINKE KILIAN


Rhein-Neckar-Zeitung 30.10.02 S.3

In diesem Artikel geht es um eine von Pfarrer Hegeler versuchte Entschlüsselung.

„Zunächst zu [Anton] Praetorius: Dieser war 1597 als Hofprediger des Fürsten von Birstein einem Hexengericht als Seelsorger zugeteilt worden. Tief erschüttert erlebte der Geistliche mit, wie eine Angeklagte gefoltert wurde. Immer wieder beteuerte sie ihre Unschuld. Als die Folter fortgesetzt werden sollte – Praetorius erfuhr davon durch besagten Lehrer -, stritt Praetorius so heftig mit dem Richter, dass dieser den Prozess abbrach und die Frau aus der Folterkammer entließ. Die Folge für Praetorius: Er wurde des Landes verwiesen, hatte Glück, dass er nicht selbst vor Gericht gestellt wurde.

Bald danach (mit Pseudonym 1598 und unter seinem Namen 1602) veröffentlichte Praetorius seine aufrüttelnde Schrift „Gründlicher Bericht über Zauberey und Zauberer“. In der Vorrede zur dritten Auflage 1613 (erschienen in Heidelberg) erwähnt er den genannten Vorfall nach einigen rätselhaften Angaben wie folgt: „Wie mir durch M. Mennahoi Murensic, und andere mehr angesagt ward, daß nur das letzte Weib noch bey leben und jetzt auch mit grossem jammergeschrey“ (wieder gefoltert wird)…

Lange hatte Hegeler über die fremdartigen Worte „M. Mennahoi Murensic“ gegrübelt -schließlich kam er auf die Idee, sie rückwärts zu lesen. Daraus ergab sich: cisnerum m. iohannem. Er vermutete den Hinweis auf einen Lehrer (M. = Magister) Johannes Cisnerus. Tatsächlich fand er in alten Urkunden einen Schulmeister dieses Namens: Johannes Cisnerus von Mosbach.

Hegelers Nachforschungen ergaben, dass J. Cisnerus sich an der Universität Heidelberg 1591 immatrikulierte und dort 1596 als Magister genannt wird. Wohl seine erste Stelle als Lehrer trat er an der neugegründeten Lateinschule in Birstein an. Dort sah sich der Magister mit einem Hexenprozess konfrontiert und – so interpretiert Hegeler – stellte sich auf die Seite des kritischen Pfarrers, bat ihn, einzuschreiten. “


Die Dorfheimat. Heimatbeilage zum „Hemsbacher Stadt-Anzeiger“ Nr. 148, Okt. 2002.

Der mit Literatur und Anmerkungen versehene vierseitige Beitrag geht näher auf die in Heidelberg 1614 gedruckte Leichenpredigt auf Anton Praetorius (begraben 8.12.1613) von Reinhard Wolf ein.

Rezension des neuen Buchs von Pfarrer Hegeler – von Dr. Klaus Graf

(erschienen im Jahrbuch des Vereins für Westfälische Kirchengeschichte, Bielefeld, 2003)

Rezension des neuen Buchs von Pfarrer Hegeler. Da Sie mich nicht kennen, darf ich mich kurz vorstellen: Ich bin Historiker (und ausgebildeter Archivar des höheren Dienstes) und war 1986 auch einmal in Münster tätig. Im deutschen Südwesten arbeite ich seit vielen Jahren als Rezensent an den Blättern für württ. Kirchengeschichte (und dem RJKG) mit.– Dr. Klaus Graf

Hartmut Hegeler, Anton Praetorius. Kämpfer gegen Hexenprozesse und Folter. Zum 400jährigen Gedenken an das Lebenswerk eines protestantischen Pfarrers. Unna: Selbstverlag 2002. 264 S. 99, teils farbige Abbildungen.

„Weil der pfarrer alhie hefftig dawider gewesen, das man die weiber peinigte, alß ist es dißmahl deßhalben underlaßen worden. Dan er mit grosser gestum und unbescheidenheit vor der thur angepucht, den hern D. außgefurdert, und hefftig contra torturam geredet“. Im Juli 1597 wirft, das geht aus dem zitierten Aktenstück deutlich hervor, Pfarrer Anton Prätorius Sand ins Getriebe der Hexenprozesse in der Grafschaft Ysenburg-Büdingen. Vier Frauen aus Rinderbügen sind beschuldigt, den Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben. Sein mutiges Eintreten gegen die Folter wird ihn seine Stelle kosten, Graf Wolfgang Ernst von Ysenburg-Büdingen entläßt den Hofprediger.

1560 im westfälischen Lippstadt als Sohn des Matthes Schultze geboren, sieht Antonius Prätorius schon in seiner Jugend Hexenverbrennungen in seiner heimatlichen Grafschaft Lippe. Seine ersten Lebensstationen absolviert er in der westfälischen Heimat: Lehrer in Lippstadt, Rektor der Lateinschule in Kamen (1586). Dann aber wendet er sich nach Süden, wird 1587 in Worms lutherischer Diakon, 1589 Diakon an der Oppenheimer Katharinenkirche. Er dürfte damals bereits dem reformierten Bekenntnis angehört haben. Von 1592 bis 1595 amtiert er als „kalvinischer Prediger“ im kurpfälzischen Weinort Dittelsheim. In dieser Zeit wird er Zeuge eines Hexenprozesses im dalbergischen Herrnsheim. Eine erste literarische Arbeit entsteht, die in Heidelberg 1595 gedruckte lateinische Beschreibung des grossen Fasses auf dem Heidelberger Schloss: „scriptum per Antonium Praetorium Lippianum Westphalum,
Ecclesiastem Tutelheimii“. Graf Wolfgang Ernst I. von Ysenburg-Büdingen, dem er mit einem gedruckten lateinischen Gedicht huldigt, beruft ihn 1596 zunächst auf eine Pfarrstelle nach Offenbach, dann als Hofprediger in seine kleine Residenz Birstein. Weitere Schriften werden gedruckt: 1597 in Lich ein den Kindern seines Herrn gewidmetes „Haußgespräch“ über gottgefälliges Familienleben, im gleichen Jahr auch ein Katechismus für die Grafschaft Ysenburg.

Aufgrund seines Eintretens gegen die Hexenprozesse muß Prätorius sich eine neue Stelle suchen. Erneut begibt er sich 1598 in den kurpfälzischen Kirchendienst, nach Laudenbach an der Bergstraße. Im gleichen Jahr erscheint unter dem Namen seines Sohns Johannes Scultetus in Lich: „Gründlicher Bericht von Zauberey und Zauberern […]“. In der zweiten Auflage von 1602 bekennt Prätorius sich zur Verfasserschaft, weitere Auflagen kommen 1613 und 1629 heraus. 1602 publiziert er in Lich sein Graf Simon von Lippe gewidmetes theologisches Hauptwerk in lateinischer Sprache: „De sacrosanctis […] Iesu Christi sacramentis […]“. Auf dem Titelblatt heißt es: „ab Antonio Praetorio, Ecclesiae Lippianae filio, Jesu servo Lautenbaci“. Anton Prätorius stirbt am 6. Dezember 1613 in Laudenbach.

Die besondere Bedeutung dieses reformierten Pfarrers liegt in seiner Schrift über die Hexerei, in der er – kaum weniger radikal als der kurpfälzische Verfolgungskritiker Hermann Witekind – das Delikt im Kern anzweifelte. Wer in diesem Buch liest – der Server Frühe Neuzeit hat bedeutsame Ausschnitte als Faksimile der Ausgabe von 1613 online bereitgestellt – ist beeindruckt von der humanen Argumentation, mit der die Mißstände der Verfolgungen gegeißelt werden. Prätorius gewinnt seine skeptische Haltung zuallererst aus der Bibelauslegung. Besonders hervorzuheben ist das Eintreten gegen die Folter, die grundsätzlich abgelehnt wird, und gegen die menschenunwürdigen Zustände in den Gefängnissen. „O ihr Richter“, heißt es etwa auf Seite 214, „was macht ihr doch? Was gedenckt ihr? meynet ihr nicht, daß ihr schuldig seyd an dem schrecklichen Todt ewerer Gefangnen? Ich sage ja: Hättet ihr die Gefängnuß in Gottes Forcht, und in der Liebe, und auch nach Keyserlichen Rechten also gemacht, daß sie ein Hut oder Verwahrung, und nicht ein Plage der Armen gewesen were […], so were das nit geschehen. […] Wer den Menschen erhalten kan, und erhält ihn nicht, der ist ein Todtschläger.“

Pfarrer Hegeler aus Unna, Mitbegründer eines kirchlichen Arbeitskreises „Hexenverfolgungen in Westfalen“, hat es sich in der ersten Monographie, die Anton Prätorius gewidmet ist, zum Ziel gesetzt, 400 Jahre nach der ersten namentlich gekennzeichneten Ausgabe des Buchs gegen die Zauberei Leben und Werk des Pfarrers der Vergessenheit zu entreissen. Er hat als historischer Laie intensiv recherchiert und eine gut lesbare, um Lebendigkeit bemühte Darstellung vorgelegt, die zudem sehr ansprechend illustriert ist. Für ein breites Publikum sind offensichtlich die immer wieder eingefügten fiktiven Dialoge, die Argumentation und Ansichten des Pfarrers in Rede und Gegenrede anschaulich machen sollen, gedacht.

Manches würde man aus fachwissenschaftlicher Sicht – zumal der Hexenforschung, der sich der Rezensent in besonderem Maße verpflichtet fühlt – anders formulieren. Etwas unbeholfen wirkt der gelehrte Apparat und die Erstellung von zwei Registern (Personen, Orte, Sachen) für Textteil und Anmerkungen. Positiv nimmt allerdings für den Autor ein, daß alle Aussagen in 1103 Anmerkungen exakt nachgewiesen werden.

Überhaupt sollte der wissenschaftliche Gehalt des Buches nicht unterschätzt werden, da in etlichen Punkten weiterführende Anregungen für die Forschung gegeben werden. Dies betrifft beispielsweise die „Entschlüsselung“ einer Passage in der Vorrede von 1613 (S. 66) oder die prosopographischen Ermittlungen zu den 21 Widmungsempfängern dieser Auflage (S. 143-164), die einem bemerkenswerten Netz von Personen gelten. Aufgeführt werden zunächst Personen aus Danzig, dann Geistliche aus dem späteren Rheinhessen, Personen aus Westfalen (aus Unna und Kamen) und schließlich Namensträger Schultze aus Unna, Heidelberg und Anklam. Erwähnung verdient ebenfalls die Wiedergabe und Übersetzung (von B. Schmanck) des mit dem Wort Nemo spielenden lateinischen Drucks (1613)
einer Hochzeitsrede aus der Feder von Prätorius (S. 168-173).

Aus diesen Gründen und als Zusammenfassung der zerstreuten bisherigen Forschungen zu Prätorius verdient Hartmut Hegelers zu einem sehr günstigen Preis vertriebene Gedenkschrift an einen bemerkenswerten Geistlichen und Schriftsteller der Zeit um 1600 durchaus die wohlwollende Beachtung der Kirchenhistoriker.

Evangelische Kirche von Hessen-Naussau – Bericht vom 12.01.2003


Buch „Hexenbuhle“


Meldung von epd-Hessen und Nassau Nr. 21 vom 18. Mai 2004

Kampf des Hofpredigers Praetorius gegen Hexenverfolgung jetzt als Erzählung

Frankfurt a.M. (epd). Quer durch das Rhein-Main-Gebiet führt die Geschichte des Birsteiner Hofpredigers Anton Praetorius (1560-1613), der als erster evangelischer Pfarrer vor 400 Jahren gegen Folter und Hexenverfolgung auftrat. Der Unnaer Berufsschulpfarrer Hartmut Hegeler, der Praetorius vor zwei Jahren aus der Vergessenheit holte, hat dessen Leben und Werk jetzt in eine Erzählung gefasst. Er wolle damit vor allem die jüngere Generation ansprechen, sagte Hegeler am 11. Mai dem epd.

Hegeler lässt einen Heidelberger Studenten und fiktiven Neffen von Praetorius auf die Suche nach seinem Onkel gehen. Nichts ahnend erfährt er auf seiner ersten Station, dem Pfarrhaus in Laudenbach, dass dieser gestorben ist, vor allem aber, dass Vorsicht geboten ist. Stück für Stück lernt er jedoch dort und auf seinem Weg über Heppenheim und Frankfurt am Main bis nach Birstein im Vogelsberg die Wahrheit kennen. Dort war Prätorius 1597 als Hofprediger direkt mit den Prozessen gegen vier als Hexen angeklagte Frauen konfrontiert, was den Beginn seines literarischen Kampfes gegen Folter und Hexenverfolgung markierte.

Mit der Erzählung „Hexenbuhle. Das Geheimnis um Anton Praetorius. Hexen- und Judenverfolgung um 1600“ hat Hegeler eine unterhaltsame Form gewählt, einschließlich einer Liebesromanze am Rande des Frankfurter Judengettos. In die fiktive Erzählung hat er nahezu alle historisch gesicherten Fakten eingearbeitet, die sein im Jahr 2003 erschienenes Sachbuch über Prätorius enthalten.

In einer weiteren kürzlich herausgegebenen Broschüre befasst sich Hegeler mit der Rolle der Kirchen bei der Hexenverfolgung („Hexenprozesse. Die Kirchen und die Schuld“). Beide Publikationen sind im Eigenverlag erschienen: im Internet unter www.anton-praetorius.de


Hexenbuhle – von Hartmut Hegeler vorgestellt von Julia und Kristina, 21 und 20 Jahre 

Informationen zum Buch:

Jodokus erlebt die Schrecken eines Hexenprozesses und lernt in Frankfurt 1614 zur Zeit einer dramatischen Judenverfolgung die verführerisch schöne Franziska kennen.

Er entdeckt handschriftliche Aufzeichnungen seines Onkels Anton Praetorius über Hexenverfolgungen und findet heraus, dass sein Onkel als Seelsorger in einem Hexenprozess die Folter der Angeklagten miterleben musste. Als Praetorius von ihrer Unschuld überzeugt war, protestierte er heftig und schlug solange mit der Bibel auf die Folterbank, bis der Richter den Prozess abbrach und die Frau freiließ.

Der Autor führt die urkundlich bezeugten Personen in dem historischen Roman durch eine Liebesgeschichte zusammen. Dieses Buch über Hexen- und Judenverfolgung behandelt die auch heute aktuellen Themen Aberglaube und Zivilcourage.

Die Erzählung ist leicht verständlich geschrieben und bleibt nah an den geschichtlichen Fakten, die durch Bilder und Originaldokumente aus dem Hexenprozess illustriert werden. Die spannende Lektüre informiert über Ursachen von Hexenprozessen und Judenverfolgung, über abergläubische Angst und darüber, wie Sündenböcke gesucht und gefunden wurden.

Ein kurzer Ausschnitt aus dem Buch:

In meinem Kopf rasen die Gedanken. Wieso hat sich mein Onkel mit Hexenprozessen beschäftigt? Ich habe noch nie gehört, dass es in Heidelberg oder in der Kurpfalz einen Hexenprozess gegeben hat. Die Obrigkeit ist hier dagegen. Dann fallen mir wieder die Worte der schwangeren Frau ein.

„Hexenbuhle“ hat sie gesagt. „… Unglück bringen… Gottes Strafe…“ Mir ist nicht geheuer. Als ahnt er meine Gedanken, fährt der Wirt fort: „Ich habe es immer gesagt: Das wird kein gutes Ende nehmen! Den Herrgott darf man nicht herausfordern! Dem Pfarrer Praetorius hat es Unglück gebracht. Seine Frau hat nur tote Kinder bekommen – sieben Mal – die rechte Unglückszahl! Er hatte schon seine Last an seinen Weibern und Kindern gehabt! Außerdem lag er selber oft krank, sodass er sich viel an die Ärzte wenden musste. Alle Dorffrauen hier sind sich absolut sicher: ´Das war die Strafe Gottes´!“

Der Wirt schweigt einen Moment, bevor er sagt: „Und dann kam der endgültige Beweis – das hat auch den letzten Zweifel überzeugt. Sein einziger Sohn Johannes hatte in Heidelberg Theologie studiert und wollte Pfarrer werden – wie sein Vater. Aber Gott hat ihn vorher geholt.“ Das weiß ich, dass Johannes im Mai vor einem Jahr gestorben ist – aber war das eine Strafe Gottes? Mich fröstelt. Es wird immer rätselhafter. Welches düstere Geheimnis umgibt meinen Onkel?

So urteilen Julia und Kristina:

„Hexenbuhle“ beschreibt gelungen die Hexenprozesse, wie sie vor 400 Jahren stattgefunden haben. Der Autor Hartmut Hegeler hält sich in seinem Buch an historische Fakten und unterstreicht diese durch Bilder und Originaldokumente. Durch die Ich-Erzählform hat der Leser das Gefühl, eine Zeitreise in dieses Zeitgeschehen zu erleben.

Bibliographische Angaben:

Hartmut Hegeler: Hexenbuhle. Das Geheimnis um Anton Praetorius. Hexen- und Judenverfolgung um 1600. Eigenverlag Unna 2003, ISBN 3-9808969-1-9, 5,00 Euro


Brief einer Leserin

Lieber Herr Hegeler,

haben Sie ganz herzlichen Dank für die „Hexenbuhle“. Habe sie gleich – und in einem „Rutsch“ – gelesen und finde die Geschichte sehr eindrucksvoll. Eine gelungene, spannend zu lesende Aufklärung, eine nahtlose Verbindung von Fiktion und Fakten. Auch ich habe noch einiges gelernt – Prätorius war mir zwar ein Begriff, aber eben nicht im Detail…

mit herzlichen Grüßen
von Dr. Dagmar Sch.


Email einer Gymnasiallehrerin zur Hexenbuhle:

Die Bücher sind angekommen, vielen Dank! Die Schüler/-innen sind begeistert.
Ich habe heute das Hörbuch und Materialien aus dem Lehrerbuch eingesetzt.
Ganz tolle Sache!
Herzliche Grüße,
B. L.


Kommentar von Frau Erika Haase aus Lüdenscheid zum Hörbuch Hexenbuhle:

Lieber Herr Hegeler!
Das Hörbuch Hexenbuhle ist hervorragend, angenehm geschrieben, wirklich interessant, und der Sprecher hat es sehr gut gelesen. Seine Aussprache ist gut – und Blinde sind da sehr kritisch. Für Blinde ist es sehr zu empfehlen.
Auch das Interview nachher hat mir gefallen, so erfährt man etwas über die Entstehung des Buches. Ein anspruchsvoller Hörgenuss für blinde Menschen. Mein Mann (auch blind) und ich werden es begeistert weiterempfehlen.


Emails von zwei Schülerinnen Januar 2007

Sehr geehrter Hartmut Hegeler,

wir, die Klasse 10 des Helmholtz Gymnasiums Dortmund, haben Ihr Buch „Hexenbuhle“ im Religionsunterricht gelesen und das Hörbuch dazu auch gehört.

Das Buch diente als Grundlage für unser Thema „Hexen“, das nun schon seit längerem Bestandteil unseres Unterrichts ist. Es gewährte uns einen guten Einblick in die Zeit der Hexenverfolgungen und -prozesse und die verzweifelte Situation der verfolgten Frauen. Außerdem konnten wir viele Informationen und Erkenntnisse aus Ihrem Buch ziehen, die uns dann im Unterricht weiter gebracht haben. Im Zuge unseres Themas haben wir auch einen Film geschaut und einige Ihrer Arbeitsblätter bearbeitet. Als letzten Schritt stellen wir momentan im Unterricht Gruppenarbeiten vor, die uns letzte Informationen geben sollen.

Ich fand Ihr Buch sehr informativ und interessant!

Vielen Dank für Ihre Mithilfe bei der Gestaltung unseres Unterrichts!

Mit freundlichen Grüßen
Dana G. B.


Sehr geehrter Herr Hegeler,

wir, die 10. Klasse des Helmholtz-Gymnasiums Dortmund, haben ihr Buch „Hexenbuhle“ im Religionsunterricht gelesen. Außerdem hatten wir die Möglichkeit das Hörbuch zu nutzen. Beides hat uns sehr gut gefallen und uns viele Informationen übermitteln können. Insgesamt ist dieses Buch empfehlenswert für Leute, die an dem Thema „Hexen“ interessiert sind, da es einerseits sehr informativ ist und andererseits angenehm zu lesen ist. Auch die Bilder und Auszüge sind sehr interessant.

Schülerin des Religionskurses, Alexandra


Buchvorstellung 

Hartmut Hegeler: Hexenbuhle

Das Geheimnis um Anton Prätorius. Hexen- und Judenverfolgung um 1600, geeignet für die Jahrgangsstufen 9/10

Zum Buch:

Hauptfigur des spannenden Jugendromans ist die historisch bezeugte Gestalt des Jodokus unmittelbar vor dem Ausbruch des 30-jährigen Krieges. Als Jodokus die schöne Franziska kennenlernt, gerät er in die dramatischen Ereignisse einer Judenverfolgung (des sog. „Fettmilch-Aufstandes“ 1614 in Frankfurt am Main) und ergründet die Verwicklung seines Onkels, des Pfarrers Anton Prärorius, in einem Hexenprozess.

Zum Unterricht:

Die Faszination, die das Thema Hexenverfolgung allgemein ausübt, kann für Schülerinnen und Schüler eine wichtige Motivation sein, sich im Schulunterricht anhand dieses dunklen Kapitels mit der Historie und der Kirchengeschichte zu beschäftigen.

Deutlich wird, wie damals in Notzeiten Sündenböcke gesucht und gefunden wurden, und wie wichtig es ist, Zivilcourage aufzubringen gegen Gewalt in unserer Zeit.

Besondere Erwähnung verdient, dass das Buch Abbildungen von Originaldokumenten enthält. So wird deutlich, dass tatsächliche Begebenheiten geschildert werden. Zeitgenössische Holzschnitte und Zeichnungen bereichern den Informations- und Bildungswert des Buches und stärken die Lesemotivation junger Leser.

Als Ganzschrift im Religions-, Deutsch-, Sozialkunde- und Geschichtsunterricht einsetzbar.

Tipps:

In den „Unterrichtsmaterialien Hexenverfolgungen“ vom gleichen Autor finden sich didaktisch-methodische Hilfen zur unterrichtlichen Erschließung und zusätzliche Hintergrundinformationen sowie zahlreiche Arbeitsblätter zum Thema Hexenverfolgung.
Auch ist das Buch als „Hörbuch“ auf CD erhältlich, sodass die Lektüre mit dem Hörbuch kombiniert werden kann.


Rezension zu Buch und Hörbuch Hexenbuhle

zuerst veröffentlicht von der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW, jetzt veröffentlicht bei http://www.alliteratus.com. >>> http://www.alliteratus.com/pdf/gesch_th_hexen.pdf


Hörbuch „Hexenbuhle“… Eine Geschichte zur Hexenverfolgung

Buch „Hexenbuhle“, historischer Roman, von Hartmut Hegeler Gesprochen von dem aus Funk und Fernsehen bekannten Sprecher und Sänger Stefan Müller-Ruppert
Musik: Andreas Pradel, Unna (Fidel, Flöten, Schalmei, Dudelsack)

Zum Inhalt:
In dem Hörbuch „Hexenbuhle“ erfährt der Zuhörer von den dramatischen Schrecken eines Hexenprozesses und den Wirren des Judenpogroms in Frankfurt am Main im Jahr 1614. Bis zum Schluss wird der Hörer gefesselt durch das mutige Wirken von Pfarrer Anton Praetorius, der sich unter Einsatz seines eigenen Lebens bemüht, eine als „Hexe“ angeklagte Frau aus der Folterkammer zu retten.

Das Hörbuch beruht auf dem jüngst erschienenen historischen Roman „Hexenbuhle“. Diese Erzählung greift historische Fakten auf, die durch Originaldokumente aus einem Hexenprozess und einer Judenverfolgung illustriert werden.

Aktuell ist das vehemente Eintreten von Anton Praetorius für die Abschaffung der Folter. Man hat diesen Verfechter der Menschenrechte daher als einen „Vorgänger“ von Amnesty International bezeichnet. Praetorius hat in seinem Leben gezeigt, was wir in heutiger Zeit immer wieder fordern sollten: Glaube und Zivilcourage.

Eine Hörprobe zur CD Hexenbuhle finden Sie: http://www.anton-praetorius.de/downloads/mein_onkel.mp3

http://www.theology.de/downloads/hegelerhexenprozesse.pdf

http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/KJL/hegeler.htm


Rezension zum Kinderbuch:

aus: Blickpunkt. Evangelische Büchereiarbeit in Westfalen. Informationen 1- 2006, S. 6

Evangelischer Presseverband für Westfalen und Lippe e.V., Büchereifachstelle der EKvW Cansteinstr. 1, 33647 Bielefeld

Und noch ein Buch-Hinweis…

„Anton Praetorius und die Hexe“ / von Hartmut Hegeler, mit Bildern von Mandy Zander.

Unna: Eigenverlag 2006. 30 S. – ISBN 3-9808969-7-8 / br. 10 Eur.

Anton Praetorius lebte vor 400 Jahren und kämpfte als protestantischer Pfarrer gegen Hexenprozesse und Folter. Der (westfälische) Autor beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Praetorius. Als erste Veröffentlichung erschien eine umfangreiche Biografie (Eigenverlag 2002. 263 S.) Danach hat Hartmut Hegeler die Biografie als historische Erzählung aufbereitet („Hexenbuhle. Das Geheimnis um Anton Praetorius.“ Eigenverlag 2003. 51 S.); das auch als Hörbuch erschienen ist. Wir berichteten in früheren INFORMATIONEN:

Nun also ein Bilderbuch. Es erzählt ein über das Schicksal einer damals lebenden Frau, die der Hexerei beschuldigt wurde und durch das Eintreten des Pfarrers Praetorius vor Folter bewahrt wurde. Hier wird nicht von einer Märchenhexe erzählt, sondern von historischen Tatschen, kindgerecht aufbereitet.

Unterrichtsmaterialien gibt es ebenfalls. Weitere Informationen verschickt der Autor gern: Sedanstr. 37, 59427 Unna – Telefon 02303/53051 – eMail: ed.xm1713121142g@rel1713121142egeh.1713121142tumtr1713121142ah1713121142.


Kommentar von Frau Gurdun Hermann zu Buch und Hörbuch Hexenbuhle:

Lieber Herr Hegeler,
Ich fand die CD sehr gut, spannend erzählt. Sehr gut auch die kurzen musikalischen Zäsuren, und das Interview am Ende. Das Buch Anton Praetorius und die Hexe finde ich sehr gut. Hier bin ich allerdings über zwei Dinge gestolpert. Das Buch spricht ja kleinere Kinder an, aber ich fand an einer Stelle die Information zu „zurückhaltend“: …sonst werden wir dir sehr weh tun. Hier hätte ich mir eine deutlichere Formulierung gewünscht, weh tun klingt sehr harmlos. Aber vielleicht hören Kinder das anders?

Herzlichen Gruß
Gudrun Hermann


Buch „Hexenprozesse, die Kirchen und die Schuld“


Kirchliches Amtsblatt der Evangelischen Kirche von Westfalen Nr. 10, 29. Oktober 2004, S. 266

Hegeler, Hartmut: „Hexenprozesse. Die Kirchen und ihre Schuld“; Unna 2003; Eigenverlag; ISBN 3-9808969-2-7.

Wer zwei Stunden Zeit aufbringen kann, sollte diese 38 Seiten umfassende Schrift zur Hand nehmen und lesen. Mancher Hausbesuch wird dadurch leichter.

Die Schrift ist spannend, gelehrt und voll verhaltener Leidenschaft geschrieben. Ich habe von Anfang bis Ende Neuland betreten. Wir finden uns auf einem dunklen Feld der Frühen Neuzeit wieder.

Es werden von Historikern 100.000 exekutierte Hexen als Opfer der staatlichen Justiz in deutschen geistlichen und weltlichen Territorien geschätzt. Eine Karte (S. 22) zeigt, dass ausgerechnet Westfalen zu jenen Gebieten wie Kurtrier, Kurmainz und Franken gehört, wo die Zahl der Opfer über 1.000 Personen lag. Nun sind Westfalen und Franken am Ende des alten Reiches keine einheitlichen Territorien. Nach Kluetings westfälischer Geschichte umfasste Westfalen 1789 21 Territorien. Sicherlich werden die geistlichen Territorien die Zahlen so anschwellen lassen, was ja für Franken und Westfalen anzunehmen ist.

Mit dieser Vermutung sind evangelische Gebiete nicht reingewaschen. So geschahen ausgerechnet im Zwergstaat des reformierten Fürsten von Nassau-Siegen im Raum Freudenberg Hexenverfolgungen.

Das Interesse des Büchleins liegt nicht in Schuldzuweisungen oder gar Rechtfertigungen. Ihm geht es um differenzierte Urteile, auch bei der Schuld. Es fragt genau nach der Rolle der Kirchen und ihrer Ver­treter. Es verfolgt dabei auch ein aufklärerisches Ziel im Blick auf die antikirchlichen Parolen seit der Zeit der Aufklärung, die die „Hexenprozesse[n] als (kirchliche) Justizmorde“ „fest im Bewusstsein der gebildeten Schichten“ – und nicht nur der – „verankerte“ (S. 15). Behringer nennt die Zahlenangabe von 9 Millionen Opfern einen „populären Mythos“.

Hegeler profiliert protestantische und katholische Stimmen von Gegnern der Hexenverfolgung. Nachhaltig war vor allem der Jesuit Spee: „Folter macht zu Hexen“. Er entreißt den Rektor von Kamen, A. Praetorius, der Vergangenheit, der 1598 als erster ein Buch gegen die Hexenverfolgungen schrieb (S. 12 A. 45). Zu nennen ist neben anderen auch Meyfart (S. 13), der Dichter von „Jerusalem, du hoch gebaute Stadt“.

In seinem forschungsgeschichtlichen Rückblick verweist Hegeler auch auf die Aufwertung der Hexen durch die Romantik im Gefolge von Jakob Grimm, die sich bis heute auf die Frauenbewegung auswirkt (S. 15).

Hegeler liegt schließlich und sicherlich primär an einem heutigen sachgemäßen Umgang mit diesen grauenvollen Vorgängen, also mit der Schuld. S. 30-36 wird eine bayrische Synodalerklärung von 1997 zur Sache abgedruckt. In Westfalen hat 2001 die Landessynode einen auf Hegeler Initiative zurückgehenden Antrag der Kirchenkreise Unna und Iserlohn zur Aufarbeitung der Hexenverfolgung im Bereich der Landeskirche an die Kirchenleitung überwiesen.

Ulrich Weiß, Siegen

http://web.archive.org/web/20080107004646/http://www.learn-line.nrw.de/angebote/buchbasar/details.jsp?id=1492


Buch „Anton Praetorius und die Hexe“

vorgestellt von Manfred Jedamski

Kindern von den Hexenverfolgungen erzählen:

Kinder lernen Hexen oft als Märchengestalten kennen, als Verkörperung des Bösen und Bedrohlichen. Viele erfahren nichts von der damaligen Verfolgung unschuldiger Frauen, die unter der Folter zu dem Geständnis gezwungen wurden, angebliche „Hexen“ zu sein.

Zum ersten Mal erhalten Kinder jetzt die Möglichkeit, dieses dunkle Kapitel unserer Kirchengeschichte kennen zu lernen. In kindgemäßer Form erzählt das Buch anhand eines authentischen Gerichtsverfahrens vom Schicksal der Menschen, die den Hexenprozessen zum Opfer fielen, und ruft das Leiden dieser Menschen in Erinnerung.

Es erzählt Kindern von den Frauen, die den Hexenverfolgungen zum Opfer fielen, und von den mutigen Christen, die sich gegen den Zeitgeist stellten und ihre Stimme gegen das Unrecht erhoben.

Ein kurzer Ausschnitt aus dem Buch:

„(Zu jedem Textabschnitt zeigt das Buch ein farbiges Bild)

1. Vor vielen, vielen Jahren lebte nahe der Stadt Frankfurt am Main ein Mann namens Anton Praetorius mit seiner Familie.
Praetorius war Pfarrer bei einem mächtigen Fürsten auf dessen Burg.

2. Zu dieser Zeit hatten die Menschen große Angst vor Zauberei und Hexerei.
Immer, wenn ein Unglück passierte, sagten die Leute: „Ein böser Zauberer ist schuld.“
Und wenn das Wetter schlecht war, hieß es: „Bestimmt hat eine Hexe das Wetter verhext.“
Viele Jahre war es im Sommer fürchterlich kalt. Dunkle Wolken zogen auf, und es regnete ohne Pause. So konnte das Getreide auf den Feldern nicht wachsen. Die Menschen hatten kaum etwas zu essen.“

So urteilt Manfred Jedamski:

Als das Bilderbuch den Kindern der Klasse 3 vorgelesen wurde, verfolgten sie gespannt der Erzählung und nahmen am Schicksal der angeklagten Frau gefühlsmäßig großen Anteil. Sie stellten viele Fragen zu den Hexenprozessen und zum Engagement von Pfarrer Anton Praetorius. Die Kinder baten darum, das Buch ausleihen zu dürfen, und haben es zu Hause den Eltern gezeigt.

Spontan malten sie im Anschluss Bilder zu der Geschichte. Christine (9) z.B. schrieb unter ihr Bild: „Tut der Frau nichts, sie ist unschuldig.“ „Du Richter! Stop, du hast nicht das Recht, unschuldige Menschen zu töten.“
Josi (9) schrieb: „Anton Praetorius wollte nicht, dass Anna Dietrich verbrannt wird.“

Gerade in der heutigen Zeit ist es bedeutsam, Kinder in ihrem Empfinden für Gerechtigkeit zu bestärken und sensibel zu machen für die Wichtigkeit von Glaube und Zivilcourage.

Die Geschichte ist kindgerecht geschrieben und bleibt nah an den geschichtlichen Fakten. In erzählerischer Form informiert das Buch Kinder über Ursachen von Hexenprozessen, über abergläubige Angst und darüber, wie Sündenböcke gesucht und gefunden wurden. Besonders positiv zu erwähnen ist, dass sich in einem Nachwort für Eltern, Lehrer und Erzieher auf drei Seiten genauere Angaben zu den historischen Zeitumständen finden.

Bibliographische Angaben:

Hartmut Hegeler: Anton Praetorius und die Hexe. Kinderbuch mit farbigen Illustrationen, 30 S., Unna 2006, € 10,00. B

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