Reinhard Wolf

Reinhard Wolf – Ein Zeitzeuge

Reinhard Wolf wurde um 1589 in Lich geboren, er starb 1637 in Zerbst. Er war ein deutscher reformierter Theologe, der mit seinen theologischen Publikationen mehrfach das Interesse seiner Zeitgenossen auf sich gezogen hat.

Sein Name lautet in den Veröffentlichungen auch: Reinhard Wolff, Reinhardus Guolfius (Guolfius Lichensis, Guolffius), Reinhardus Vuolfius (Wolphius) Lichensis. In einigen Quellen wird er Johann Christoph Reinhard Wolf genannt.

Biographie

1604 erfolgte die Immatrikulation im Pädagogium der gleichzeitig gegründeten Marburger Universität, 1609 zum Studium an der Universität Heidelberg. Er wirkte als 2. Pfarrer (Diakon) in Sinsheim seit dem 5.9.1611 und heiratete am 26.11.1611 Anna Margarete Gersbach.

Seit dem 15. September 1613 war er Pfarrer in Hemsbach und Laudenbach an der Bergstraße. Bis wann Reinhard Wolf Pfarrer in Hemsbach blieb, ist nicht bezeugt. Am 8.12.1613 hielt er in Laudenbach die Grabrede für Pfarrer Anton Praetorius (1560-1613), Kämpfer gegen Hexenprozesse und Folter.

Pfarrer Reinhard Wolf hat sich während seiner ganzen Berufstätigkeit literarisch betätigt, theologische Werke übersetzt und Predigten publiziert. Besonders bedeutsam ist, dass er einige Werke des zeitgenössischen reformierten Theologen Abraham Scultetus (1566-1625) aus dem Lateinischen ins Deutsche übersetzt und herausgegeben hat: „Kirchenreformation in Teutschlandt“, zweibändiger Historischer Bericht zum 100-jährigen Gedenken an die Reformation in Deutschland, 1618-1624.

Nach dem politischen und militärischen Zusammenbruch der Kurpfalz ab 1620 fehlen verlässliche Informationen über seinen Aufenthaltsort. Ab 1625 erschienen mehrere gedruckte Grabreden von Pfarrer „Reinhardus Guolfius“ im Fürstentum Anhalt-Zerbst. Das Pfarrerverzeichnis von Anhalt nennt Reinhard Wolf „aus der Oberpfalz“ als Pfarrer von Zerbst.

In der Stadt Zerbst starben 1626 nach dem Ausbruch der Pest 56 von 137 Geistlichen. Ihren Dienst übernahmen 41 Pfarrer aus der reformierten Oberpfalz, die vor der Gegenreformation geflohen waren. Wolf wurde am 28. August 1627 Bürger von Zerbst und wirkte als 1. Pfarrer an St. Bartholomäi von 1625-1637. Diese Stelle war meist auch mit dem Amt des Superintendenten und Hofpredigers des Fürsten verbunden. Im Anhaltischen Pfarrerbuch wird als seine (zweite) Ehefrau Margarethe Scultetus genannt. In der Widmung des 1.Teils des „Historischer Bericht Wie die Kirchenreformation in Teutschlandt“ aus dem Jahr 1618 bezeichnet Wolf Abraham Scultetus als seinen Schwiegervater. In einigen seiner Beerdigungspredigten wird er als „Hofprediger an der fürstlichen Schlosskirche in Zerbst“ bezeichnet.

Im August 1637 starb Reinhard Wolf in Zerbst.

Die Abbildung stammt von Matthäus Merian dem Älteren aus dem 17. Jahrhundert (1620–1650).

Werke von Reinhard Wolf

In Nuptias Lectissimorum Coniugum, Reinhardi Wolphii, Diaconi Süntzheimensis, Sponsi, Et Annae Margaretae Gersbachiae, Fil. Relictae Sponsae, Celebratas Heidelbergae XXVI. Die Novemb. Anno MDCXI. Vota Faventium, Heidelbergae: Drucker: Lancelot, Johann, 1611

Christliche Leichpredigt Bey der Begräbnuß deß Ehrwürdigen Wolgelehrten Herren Antonii Praetorii Lippiano-Westphali, gewesenen Pfarrers zu Laudenbach an der Bergstrassen gehalten den 8. Decembris Anno 1613 Durch Reinhardum Guolfium Lichensem, Pfarrern zu Hembspach, Druck: Heydelberg: Lancellot 1614. 22 S.

Theil/ Historischer Bericht Wie die Kirchenreformation in Teutschlandt vor hundert jahren angangen / Erstlich in Latein gestelt Durch Abrahamum Schultetum, Jetzo aber verteutscht Durch Reinhardum Guolfium Lichensem, Teil: 1, Franckfurt, Rosa; gedruckt zu Heydelberg. Bey Johann Lancellot/ Im Jahr 1618. In verlegung Jonae Rosen zu Franckfurt (Übersetzung ins Deutsche und Herausgabe)

Abrahami Sculteti Hochzeit- Geburts- Tauff- Königliche Annehmungs und Leich-Predigten, Zusammen gebracht unnd zum Truck verfertiget Durch Reinhardum Guolffium Lichensem, Franckfurt am Mayn: Aubrii; Schleich, 1620, Frankfurt, Main, Drucker: Aubry, Daniel, 4 Bl., 279 S.

Historischer Bericht Wie die Kirchenreformation in Teutschlandt vor hundert jahren angangen / Erstlich in Latein gestelt Durch Abrahamum Schultetum, Jetzo aber verteutscht Durch Reinhardum Guolfium Lichensem, Teil: 2 Franckfurt, Rosa; Hanaw, 1624 (Übersetzung ins Deutsche und Herausgabe)

Leichpredigt Bey dem Begräbnus deß weiland Ehrwürdigen … Herrn Andreae Flemingi, gewesenen … Predigers in … Zerbst/ welcher den 11. Sptembr: dieses lauffenden 1625. Jahrs: im 67. Jahr seines Alters … entschlaffenn …, / Gehalten Durch Reinhardum Guolfium, Zerbst : Drucker: Dörffer, Zacharias, Zerbst, 1625, 1 Bl., 60 S.

Christliche Leichpredigt/ Bey dem Begräbnüß des weiland … Herren Andreae Mülleri, Beyder Rechten Doctoris … zu Zerbst : Welcher den 14. Martii Anno 1628… entschlaffen/ und nachmals den 19. … in sein ruhkämmerlein eingesetzet worden, gedruckt zu Cöthen, 1628, 19 Bl.

Geistlicher Ritterschafft der Kinder Gottes und deroselbigen gnadenreichs belohnung: Bey der Leichbestattung des … Herrn Heinrich Kragens/ Fürstlichen Anhaldischen Raths und Duhmherren zu Halberstadt … ; Welcher den 8. Novembris 1630 zu Halberstadt … entschlaffen/ und … den 10. Ianuarii 1631 zu Zerbst … beygesetzet … Wittenberg, Verleger: Röhner, Johann, 24 Bl.

Leichenpredigt für Johann Elischtzin, Sterbejahr 1634, Zerbst, gedruckt durch Andreas Betzel, Zerbst, 1634

Trauerschrift für Caspar Reinhardus, 1636, Zerbst, gedruckt durch Andreas Betzel, 1637

Christliche Leichpredigt/ … des …Godofredi Köppenit, Philosophiae Studiosi. Deß … Herrn M. Johannis Köppenii, Fürstlichen Anhaldischen … Hoff- und Amptraths, … Sohns: Welcher den 21. Julij … 1637…verschieden… Gehalten in Volckreicher Versamlung zu Zerbst in der Fürstlichen Schloßkirche. Durch REINHARDUM GUOLFIUM. Zerbst, gedruckt durch Andreas Betzel, im Jahr 1639. 42 S.

Literatur

Hartmut Hegeler, Der Tod ist zu unsern Fenstern herein gefallen, Leben und Wirken von Reinhard Wolf, und seine Leichpredigt für Pfarrer Anton Praetorius, Kämpfer gegen Hexenprozesse, Unna, 2007

Hartmut Hegeler, Leichpredigt für Pfarrer Anton Praetorius durch Reinhard Wolf, Pfarrer in Hemsbach (Quellenschrift), Geschichtswerkstatt Büdingen, 2007

Johannes Eck, Butzbacher und Licher Studenten vom Ausgang des 14. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins, Töpelmann, Gießen 1925, NF 26. Band, S. 33

Band über die Pfarrer- und Schulmeisterbesetzung in der Pfalz 1585-1621, Generallandesarchiv Karlsruhe, Signatur 77 Nr. 3152

Heinrich Neu, Pfarrerbuch der evangelischen Kirche Badens von der Reformation bis zur Gegenwart, Teil II, Lahr 1939, S. 675

Julius Zimmermann, Das sogenannte „Rote Buch“. Ein kurpfälzisches Pfarrer- und Lehrerverzeichnis aus dem Ausgang des XVI. Jahrhunderts (1585-1621), bearbeitet von Julius Zimmermann, ev. Pfarrer in Bad Münster am Stein, 1911, S. 36 und S. 53

Julius Friedrich Kastner: Hemsbach a.d. Bergstraße im Wandel der Zeit, Hrsg. Stadt Hemsbach, 1980, S. 413

Anhaltisches Pfarrerbuch: Herrmann Graf, Anhaltisches Pfarrerbuch, Die evangelischen Pfarrer seit der Reformation, hrsg. v. Landeskirchenamt der evangelischen Landeskirche Anhalts, Dessau, 1996, S. 471

Th. Schulze: Im Verzeichnis der in den Jahren 1601-1650 nach Zerbst gezogenen Bürger, Zerbst Druckerei Zeidler, 1914, S. 33

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