Kirchliche Stellungnahme – Katharina Haan
Katharina Haan – als Hexen im Hochstift Bamberg verfolgt wurden (17. Jhd.)
Bistumsjubiläum 2007
Die Geschehnisse um Katharina Haan und ihre Familie markieren einen dunklen Punkt in der Geschichte des Bistums Bamberg im 17. Jahrhundert: Die Frau von Dr. Georg Haan, Kanzler des Bamberger Fürstbischofs Johann Georg II. Fuchs von Dornheim, wurde von Neidern als Hexe denunziert und hingerichtet. Der größte Teil ihrer Familie wurde ebenfalls gezielt ausgelöscht.
„Kleine Eiszeit“ löst Angst, Missgunst und Verfolgung aus
Zur Zeit von Katharina Haan hatte eine „kleine Eiszeit“ die Lebensumstände in Europa gravierend verschlechtert. Auf Missernten folgten Teuerung, Hungersnöte und Krankheiten wie die Pest, die viele Menschen tötete. Angst machte sich breit, die mit dem Beginn der größten Hexenverfolgungswelle zusammenfiel.
Zum ersten Mal wurden auch hochgestellte Persönlichkeiten Opfer der Hexenangst – etwa Dr. Georg Haan, der Mann von Katharina. Seine Familie gehörte zu den vornehmsten ganz Bambergs und bewohnte seit 1623 das Haus zum Rottenschild in der Judengasse 6. Doch Haan hatte mächtige Gegner, die ihm seine Position als Hochstiftskanzler missgönnten und seine Reformpläne, die Hexenverfolgung betreffend, fürchteten. Auf seinen Posten hatte es unter anderem der Hexenkommissar im Hochstift, Dr. Georg Harsee, abgesehen. Er verbreitete das Gerücht, dass Katharina Haan eine Hexe sei.
Katharinas Mann verklagt den Fürstbischof
Dr. Georg Haan brach nach Speyer auf, um das damals einzige Rechtsmittel gegen eine solche Beschuldigung einzulegen: Er verklagte den Fürstbischof von Bamberg vor dem Reichskammergericht – dem obersten Gericht des Reiches – in der Hoffnung, dass dieses zu seinen Gunsten entscheide und den Landesherren wegen landesherrlicher Rechtsverweigerung belange.
Hingerichtet durch das Schwert
Doch kaum war Haan aufgebrochen, wurde seine Frau auch schon verhaftet und verhört. Katharina Haan beteuerte ihre Unschuld, wurde von Zeugen der Hexerei beschuldigt, gefoltert – und erfand unter der Folter ein Geständnis. Demnach habe sie der Teufel in Gestalt eines Jägers verführt. Beim nächsten Verhör 1628 widerrief Katharina Haan. Doch ihr Leben war von Anfang an verwirkt – und nachdem bei ihr ein Muttermal gefunden wurde, waren sich die untersuchenden Doktores sicher, eine echte Hexe vor sich zu haben. Ihre Peiniger brachten sie dazu, auch ihren ältesten Sohn Dr. Georg Adam Haan zu belasten. Am 19. Januar 1628 fällten die Räte und Schöffen der Stadt Bamberg im Rathaus das Urteil über die Frau des Kanzlers: Sie sollte lebendig verbrannt werden. Ein Gnadenzettel des Fürstbischofs gewährte allerdings eine Hinrichtung durch das Schwert.
Katharina Haan bedachte in ihrem Testament Kirchen, Klöster und caritative Einrichtungen mit Geld. Bediensteten vermachte sich ebenfalls Geld und Kleidung. Wann genau das Urteil gegen sie vollstreckt wurde, ist nicht bekannt. Fest steht, dass sie die Rückkehr ihres Mannes aus Speyer nicht mehr erlebte.
Die Familie Haan wurde fast vollständig ausgelöscht – Erst die Aufklärung beendet die Hexenprozesse
Mit dem Tod von Katharina Haan war die Leidensgeschichte der Familie Haan noch nicht zu Ende. Die älteste Tochter der Haans, Katharina Röhm, wurde 29-jährig im Dezember 1628 verhaftet, gefoltert, zu einem Geständnis gezwungen und als Hexe verurteilt und hingerichtet. Sie hinterließ einen kleinen Sohn, Wolf. Was aus ihm wurde, ist nicht bekannt.
Ein Jahr später wurde auch Ursula Maria Haan, das vierte Kind des Kanzlerehepaars, der Hexerei angeklagt und hingerichtet.
Und auch um den Kanzler Dr. Georg Haan zog sich die Schlinge immer weiter zu. Der Rettungsversuch des Kurfürsten von Bayern, der im Frühjahr 1628 beim Bamberger Fürstbischof anfragte, ob er Haan in pfälzische Dienste nach Amberg entlassen würde, scheiterte an der Weigerung von Dornheims. Der Kanzler wurde verhaftet, gefoltert und sein Widerstand mit einem gemeinen Trick gebrochen: Eine angebliche Aussage seines Sohnes Georg Adam wurde ihm vorgelesen, der seinen eigenen Vater der Hexerei beschuldigte. Danach gestand auch der Kanzler. Er vermachte seinen gesamten Besitz seinen Kindern, teilweise auch Personen, denen er etwas schuldete. Der Kirche vermachte er im Gegensatz zu seiner Frau und seinen Töchtern nichts. Ausgenommen davon waren die Schwestern in der Judengasse, die seine hinterlassenen Kinder versorgten. Haans Todesurteil wurde frühmorgens in der Alten Hofhaltung vollstreckt.
Auch sein Sohn Georg Adam wurde verhaftet, verhört, gefoltert und hingerichtet; ebenso seine Frau. Sie bat den Fürstbischof, sich ihrer kleinen Kinder anzunehmen. Somit waren der Kanzler Dr. Georg Haan und praktisch alle erwachsenen Familienmitglieder unter den etwa 900 Verfolgten und 600 Hingerichteten, die es allein zwischen 1626 und 1631 im Hochstift Bamberg gab. Nur die Söhne Carl Leonhard und Daniel entkamen dem Hexenwahn und bekamen Hilfe vom Heiliggrabkloster. Eventuell entkamen auch die Enkel des Kanzlerpaares.
Durch den Prozess gegen die Kanzlerfamilie wurde der Widerstand gegen die Hexenprozesse im Hochstift Bamberg zunächst erstickt. Letztlich beendete dass Gedankengut der Aufklärung die Hexenverfolgungen.