Kirchentag Dresden 2011 – Resolution

Resolution auf dem Kirchentag in Dresden (2011):

„Hexen“ rehabilitieren!

Die Opfer der Hexenprozesse wurden bis heute nicht rehabilitiert.

Wir bitten EKD und Kirchenleitungen, die Verurteilung der als Hexen hingerichteten Bürgerinnen und Bürger zu widerrufen und die Opfer durch Aufklärung, Beschluss und öffentliches Gedenken zu rehabilitieren.

Die Hexenverfolgung der Frühen Neuzeit ist ein dunkles Kapitel der Geschichte des christlichen Abendlandes. Allein in Deutschland wurden über 25.000 Frauen, Männer und Kinder als „Hexen“ angeklagt, gefoltert und verbrannt.
Wer sich mit der Hexenverfolgung befasst, erschrickt über die Rolle, die die Kirchen gespielt haben. Zwar führten nicht kirchliche, sondern weltliche Gerichte die Hexenprozesse durch, aber die Hexenverfolgung wurde theologisch legitimiert und mit Billigung der katholischen und der evangelischen Kirchen durchgeführt. Sie beriefen sich auf 2. Mose 22,17: „Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen!“ Luther sagte: „Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden, denn sie richten viel Schaden an.“ Calvin rief in Genf zur Verfolgung der Hexen auf.

Die Kirchen riefen 2001 die ökumenische Dekade zur Überwindung von Gewalt aus, um damit zu beginnen, ihren „Anteil an der Gewalt zu akzeptieren und die Verantwortung dafür zu übernehmen“. Jetzt zum Ende der Dekade ist eine theologische und rechtliche Rehabilitierung auch dieser Opfer überfällig. Die Glaubwürdigkeit kirchlichen Redens und Handelns steht auf dem Prüfstand. Bisher hat nur die evangelisch-lutherische Kirche in Bayern 1997 öffentlich zur Mitverantwortung der Kirche an der Hexenverfolgung Stellung genommen.

Es gab keine Hexen. Aus heutiger Sicht wurden die Angeklagten im Namen Gottes zu Unrecht beschuldigt, gefoltert und hingerichtet. In Zeiten der modernen Naturwissenschaften ist jedem einsichtig: Es gab und gibt keine „Hexen“ im Sinne der Anklage.

Die Opfer

  • waren keine Hexen, sondern ihre angeblichen Verbrechen entstammten der Fantasie von Theologen, Juristen und Regenten.
  • waren keine Verbündeten des Teufels. Ihre Geständnisse wurden durch Folter erzwungen.
  • waren keine Zauberer – niemand kann das Wetter verzaubern.
  • nahmen nicht am Hexensabbat teil – keiner kann auf einem Besen durch die Luft reiten.

Die unschuldig Verurteilten erhalten ihre Ehre zurück, wenn wir sie rehabilitieren und an ihr Schicksal erinnern. Einige Städte haben zusammen mit den Kirchen offiziell eine moralische Rehabilitierung der als Hexen verurteilten Bürgerinnen und Bürger ausgesprochen:

Idstein: Bürgermeister und Vertreter der Kirchen, 22.11.1996
Eschwege: Bürgermeister und Synode des Ev. Kirchenkreises, 30.10.2007
Hofheim am Taunus: Beschluss der Stadtverordnetenversammlung, 3.11.2010
Rüthen/NRW: Bürgermeister und Stadtvertretung, 31.3.2011

Hilchenbach/NRW: 25.5.2011

Bitte unterstützen auch Sie dieses Anliegen!
Hexenprozesse AK/Friedrich Spee, Pfarrer i.R.Hartmut Hegeler,
Sedanstr. 37, 59427 Unna, Tel. 02303 53051, www.anton-praetorius.de