Göldi, Anna, Glarus
Anna Göldi, Glarus (Schweiz)
Anna Göldi (oder Göldin, *1734 in Sennwald, † Juni 1782 in Glarus hingerichtet) gilt als die „letzte Hexe Europas“. Göldi stammte aus armen Verhältnissen und arbeitete als Dienstmagd. Sie gebar 2 Kinder, das erste starb kurz nach der Geburt und sie wurde darauf wegen Kindsmord verurteilt und bestraft.
Später arbeitete sie als Magd bei einem Glarner Arzt, wo mehrmals in der Milch einer der Töchter Stecknadeln gefunden wurden. In dem anschliessenden Gerichtsprozess gab Göldi unter Folter zu, die Kräfte des Teufels zu nutzen. Der Glarner Rat verurteilte sie im Juni 1782 zum Tod durch das Schwert. Das Urteil sorgte trotz Pressezensur in der Schweiz und in Deutschland für Aufruhr und wurde als Justizmord bezeichnet. In der Urteilssprechung wurde der Vorwurf der Hexerei vermieden und die Gerichtsakten vernichtet, sie wurde als Giftmörderin hingerichtet.In der Zürcher Zeitung, der heutigen Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), erschien am 9. Februar 1782 ein vom Kanton Glarus als Inserat aufgegebener Steckbrief, mit dem die angebliche Hexe gesucht wurde.
Anna Göldi Weg Glarus
„Löblicher Stand Glarus, evangelischer Religion, anerbietet sich hiermit demjenigen, welcher nachbeschriebene Anna Göldin entdecken, und der Justitz einbringen wird, Einhundert Kronenthaler Belohnung zu bezahlen; womit auch alle Hohe und Höhere Obrigkeiten und Dero nachgesezte Amtsleuth ersucht werden, zu Gefangennehmung dieser Person all mögliche Hülfe zu leisten; zumahlen solche in hier eine ungeheure That, vermittelst geheimer und fast unbegreiflicher Beibringung einer Menge Guffen [Nadeln] und anderen Gezeug gegen ein unschuldiges acht Jahr altes Kind verübet hat.
Anna Göldin, aus der Gemeind Sennwald, der Landvogthey hohen Sax und Forstek zugehörig, Zürchergebiets, ohngefähr 40. Jahr alt, dicker und grosser Leibsstatur, vollkommnen und rothlechten Angesichts, schwarzer Haaren und Augbraunen, hat graue etwas ungesunde Augen, welche meistens rothlecht aussehen, ihr Anschauen ist niedergeschlagen, und redet ihre Sennwälder Aussprach, tragt eine modenfarbne Jüppen, eine blaue und eine gestrichelte Schos, darunter eine blaue Schlingen- oder Schnäbeli-Gestalt, ein Damastenen grauen Tschopen, weis castorin Strümpf, ein schwarze Kappen, darunter ein weisses Häubli, und tragt ein schwarzes Seidenbettli.
Datum, den 25. Jenner St. v. 1782.
Kanzley Glarus evangelischer Religion.“
Literatur
* Steckbrief Anna Göldis, Zürcher Zeitung vom 9. Februar 1782
* August Ludwig von Schlözer: Abermaliger JustizMord in der Schweiz. In: Stats-Anzeigen. Band 2. Göttingen, 1782. S. 273–277. (Internetfundstelle)
* Eveline Hasler: Anna Göldin, letzte Hexe. Roman. Benziger, Zürich und Köln 1982 ISBN 3-545-36356-2 (Taschenbuchausgabe: dtv, München 1985 ISBN 3-423-10457-0)
Weblink: Ein Licht-Mahnmal für Anna Göldi in Glarus