X – Orte und Namen

Orte und Opfer – Erinnerung und Rehabilitierung – Buchstabe X


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Xanten – NRW

»In dem bei Xanten gelegenen Kloster Marienbaum wurden viele der Nonnen, zum Theil zehn Jahre lang, von Dämonen in entsetzlicher Weise geplagt; sie sprangen auf, ließen ein Blöken oder andere gräßliche Töne vernehmen, bisweilen wurden sie in der Kirche von ihren Sitzen herabgestoßen, es wurden ihnen die Schleier weggegriffen, der Mund ward ihnen verschlossen, daß sie keine Speise mehr zu sich nehmen konnten[1]

[1] Crecelius, S. 104

Crecelius, W.: Bekenntnis einer als Hexe angeklagten Nonne aus dem Jahre 1516. In: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, 9 (1873), S. 103–110

Ulant Dammartz, die Tochter angesehener Eltern, war, weil sie zur Verehelichung mit einem jungen Manne ihre Einwilligung nicht geben wollten, in dem Kloster Marienbaum bei Xanten als Novize eingetreten, wo nun alsbald ein Teufelsspuk begann. Ulant Dammartz erscheint als vom Teufel besessen und steckt mit ihrer Besessenheit auch andere Nonnen an, die darunter zum Teile viele Jahre leiden müssen. Endlich wird im Jahr 1516 eine Untersuchung gegen die inzwischen aus dem Kloster Entflohene eingeleitet, die im Hause ihres Vaters verhaftet und nach Dinslaken ins Gefängnis gebracht war. In dem mit ihr angestellten Verhör gesteht sie ohne Tortur folgendes: In ihrem Jammer darüber, daß sie dem Geliebten hatte entsagen müssen, hatte sie den Teufel angerufen. Dieser war ihr alsbald erschienen und hatte sie Gott und der heiligen Jungfrau abschwören und geloben lassen, daß sie ihm treu und hold sein wollte. So oft sie es nun wünschte, kam er, zuweilen mit anderen frischen Gesellen und Jungfern, lauter Dämonen, die alle, wie ihr eigener Buhlteufel irgendein Gebrechen an sich trugen. Dann tanzten sie, ohne daß es von andern Menschen gesehen werden konnte, indem sie ganz still zu stehen schienen. Auch fleischliche Vermischungen kamen vor. Sie vergrub und schändete die in der Kommunion empfangene Hostie, machte blasphemische Eintragungen in das Gebetbuch. Sie schädigte die Nonnen durch Apfel, Feigen und Kuchen, die der Böse vorher bezaubert hatte. Sonst beschränkte sie sich auf den eigenen Verkehr mit dem Buhlteufel, dessen Versuchungen sie mitunter auch widerstand, z. B. als er sie aufforderte, dem eigenen Vater Böses anzutun.

Quelle: https://www.projekt-gutenberg.org/soldan/hexnpro1/chap022.html